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Bleibendes Erinnern in Rendsburg

  • Gedenktafel im Innenhof des Jüdischen Museums.
  • Stolpersteine für Julius und Frieda Magnus

Rendsburg - Am 80.Todestag des ehemaligen Rendsburger Textilhändlers Julius Magnus haben sich an der Gedenkwand im Innenhof des Jüdischen Museums etwa 20 Menschen zu einer Kranzniederlegung versammelt. Julius Magnus wird teilweise auch nach dem Namen seines Schwiegervaters und des von ihm betriebenen Textilhandels Moses Nathan genannt. Der Anstoß dazu kam von Günter Neugebauer, schleswig-holsteinischer Sprecher des Vereins „Gegen Vergessen - für Demokratie“. Die Stadt Rendsburg hatte dann zusammen mit dem Jüdischen Museum dazu eingeladen, unterstützt auch von dem Freundeskreis Jüdisches Museum Rendsburg.

Der wissenschaftliche Vorstand der Stiftung Landesmuseen Professor Dr. Dr. h.c. Claus von Carnap-Bornheim begrüßte die Teilnehmenden und dankte für das damit zum Ausdruck gebrachte Engagement gegen das Verdrängen-Wollen von dem, was mitten in der deutschen Gesellschaft vor 80 Jahren geschehen konnte. Auch der Museumsleiter Jonas Kuhn sagte, dass es keinen Schlussstrich unter das geben könne, was Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus angetan worden ist. Er führte weiter aus: „Es ist es wichtig, dass wir zu solchen Gelegenheiten nicht nur das Sterben der zu Opfern gewordenen Menschen betrachten, sondern insbesondere auch ihr Leben. Wir zeigen, dass sie Teil der kleinstädtischen Gesellschaft waren, das sie Hoffnungen und Pläne hatten, dass sie Werte vertraten. Es ist wichtig, dass wir das vermitteln, dass Mitgefühl, Empathie mit diesen Menschen entsteht. Denn ich bin der Meinung, nur so bleibt das Gedenken anschlussfähig für jüngere Generationen.“

Der Rendsburger Stadtpräsident Thomas Krabbes stellte die Frage, wie es möglich werden konnte, dass die anderen, also Nachbarschaften, Arbeitskollegen, Vereinskollegen, Kunden dieses Stück-um-Stück weiter Ausstoßen nicht wahrnahmen, nicht wahrhaben wollten und den Entwicklungen ihren Lauf ließen.

Gerade deshalb, da waren sich die drei Redner einig, ist und bleibt es wichtig, die genauen Geschichten von vor 80 Jahren immer wieder zu erinnern und sich zu vergegenwärtigen, was Menschen unter völliger Missachtung ihrer Menschlichkeit und Würde angetan wurde. Im Fall des Ehepaares Magnus nur weil sie jüdischen Glaubens waren, mit Blick auf andere verfolgte und herausgedrängte Menschen und Gruppen nur weil sie angeblich anders waren.

Das Ehepaar Magnus betrieb in der Rosenstraße einen renommierten, fachlich hoch-qualifizierten und breit anerkannten Textilhandel. Julius Magnus war zudem der Vorsteher der immer kleiner gewordenen jüdischen Gemeinde mit der Synagoge und Talmut-Tora-Schule in der Rendsburger Prinzessinstraße. Als ob man einem Baum nach und nach alle Blätter abreißt, Zweige abschneidet, den Boden um die Wurzeln ausdörrt - so wurden auch Frieda und Julius Magnus seit 1933 zunehmend nahezu alle Lebensmöglichkeiten genommen, wurde sie ihrer Würde und Menschlichkeit beraubt. Als sie im Juli 1942 in das Konzentrationslage Theresienstadt deportiert werden sollten, nahm das Ehepaar Magnus sich das Leben, indem sie den Gashahn öffneten. Am 19.Juli 1942 verstarb Frieda Magnus, am 21. Juli 1942 starb Julius Magnus. Erst 1947 konnten ihre sterblichen Überreste auf dem Jüdischen Friedhof in Westerrönfeld beigesetzt werden.

Julius und Frieda Magnus sind - wie die Millionen weitere  durch politische Willkür und mit-mensch­liches Wegschauen Aus-dem-Leben-in-den-Tod-Getriebene - nicht vergessen. Ihre Namen und ihr Ergehen bleiben in Erinnerung. Dafür sorgen auch die Stolpersteine - wie die, die vor dem damaligen Wohnhaus von Familie Magnus in der Rendsburger Rosenstraße. (Text & Fotos: Henning Halver)

Über die in Rendsburg verlegten Stolpersteine informiert - mit Kurzbiographien:
https://www.rendsburg.de/bildung-und-kultur/stolpersteine/kurzbiographien-der-opfer-nationalsozialistischer-gewalt

Über Jüdisches Leben in Schleswig-Holstein und über die ehemalige Synagoge in Rendsburg informiert das Jüdisches Museum Rendsburg: https://jmrd.de/